Community Garten

Autor: Simon Buchwitz
10.05.2022

Wir haben in der Pandemie einen Community Garden in Biberach gegründet. In den letzten Monaten gab es einen exponentiellen Zuwachs an gemeinschaftlich bewirtschafteten Gärten. In der Krise verwandelt sich der Garten zu einem Sehnsuchtsort. Baumschulen und Gartencenter kamen mit den vielen Anfragen nicht hinterher und Bücher für Gartenanfänger waren weltweit vergriffen. Von diesem Phänomen haben wir schon damals in der Flüchtlingskrise erfahren. In vielen Camps wurden kleine und große Gärten realisiert, die auch zur einer Flucht verhalfen, aber zu einer Flucht anderer Art.

Ein Garten war schon immer ein Hoffnungs- und Zufluchtsort. Er ist eine großartige Chance, ganz praktische mit den eigenen Händen den Traum vom Reich Gottes spürbar und greifbar zu machen. In der Pandemie war der Garten für viele Menschen die einzige Rettung, um nicht wahnsinnig zu werden. Mit nur ein bisschen Erde um dich herum, hast du die Möglichkeit, etwas vom Paradies zu erschaffen. Natürlich gibt es Schädlinge und Pflanzenkrankheiten, aber die Hoffnung überwiegt, ein kleines Stück Land in einen Sacred Space zu verwandeln. Diese Hoffnung ist nicht abstrakt, sondern erfahrbar. In einem Garten können Sorgen entfliehen, er umgibt einen mit Schönheit, mit beruhigenden Einflüssen, mit Nahrung und mit einer Atmosphäre der Anbetung und geistlicher Ermutigung. In der kompletten Menschheitsgeschichte hat der Garten seine paradiesischen Züge nie verloren. Sich um einen Garten zu kümmern ist vielleicht die am meisten unterschätzte Aufgabe, die es gibt. Du kannst an einem faszinierenden, lebendigen und atmenden Kosmos teilhaben. Die englische Dichterin Dorothy Frances Gurney beschreibt es mit: „In einem Garten ist man dem Herzen Gottes näher als nirgendwo sonst auf Erden”.

Unser Community Garden ist ganz am Anfang. Wir sind in unserer erste Saison. Angesichts der Krise ist es kein Wunder, dass all unsere Plätze sofort belegt waren. Es engagieren sich 20 Erwachsene und 11 Kinder auf einer Fläche von 800 m². Unser Angebot traf den Nerv der Isolation. In der Stadt haben viele junge Leute nur ihre vier Wände und können vielleicht mal einen Park besuchen. Es ist jedoch einfach etwas ganz anderes, wenn man mit Menschen zusammen eine sinnvolle Verantwortung wahrnehmen darf, ein Stück Paradies mitzugestalten. Diese Erfahrung haben wir in der ganzen Gruppe gespürt und das Engagement von allen ist beeindruckend. Wir haben viele junge Familien, die auf der Suche nach ihren Wurzeln sind. Vor 2-3 Generationen waren viele Menschen Selbstversorger und das scheint ein verinnerlichtes Ideal in der jungen Generation zu sein.

Ein Garten erdet nicht nur uns und dient unserem Wohlbefinden. Wir konnten mit dem Community Garden Starkregenereignisse besser abfedern. Als wir den Garten vor ein paar Monaten geplant hatten, sollte er auch als Hochwasserschutz für die Nachbarn dienen. Durch unseren regenerativen und bio-intensiven Anbau, ernten wir viel Gemüse und können frei von dem weitergeben und verschenken, was uns durch den Garten selbst geschenkt worden ist. Von unserer Karottenernte letzten Monat konnten wir 100 kg frei verteilen. Wir möchten auch dazu beitragen, dass unsere ausgelaugte und erschöpfte Erde wieder zum Leben kommt. Leider haben wir gerade in unserer christlichen Tradition eine schmerzhafte Trennung zum Garten vollzogen. Er ist für uns mehr eine Last als Paradies geworden. Wir möchten uns wieder um diesen wichtigen und alten Organismus kümmern, der unter unseren Füßen ist. Wenn wir uns gut um den Boden kümmert, macht er den Rest.

Eine Initiative aus unserem Landkreis hat den Garten als gemeinschaftsförderndes Projekt in der Zeiten der Pandemie ausgewählt. Mit den Preisgeldern dürfen einen großes Gewächshaus im Garten aufstellen, das uns hilft den Garten auch im Winter für die Community offen zu lassen. Reich Gottes ist für uns gerade die Vorbereitung eines echten Bodens mit echten Früchten.

Wir haben einen Newsletter und eine Webseite eingerichtet. Außerdem gibt es Ende des Jahres ein paar Artikel in den Zeitungen. Wir haben jedoch gemerkt, dass ein Sehnsuchtsort keine große Werbung braucht. Die schönsten Begegnungen erleben wir deshalb, weil es sich herumspricht und unsere Community immer Freunde und Verwandte in den Garten mitbringt.

Wer sich für den Garten interessiert, kann auf unserer Seite vorbeischauen: https://barabein.garden.

Kontakt: Daniel Pfefferle // daniel@fube.eu