Ein Ankerplatz für Dresden

Autor: Claudia Mohr
07.03.2023

#Seit wann gibt es euch als Vineyard?
Uns gibt es seit 1999.

#Wie würdet ihr eure Vineyard mit 5 Worten beschreiben?
im Aufbruch
junge Familien
Salz und Licht im Stadtteil
neue Wege
kreativ

#Was liegt euch für euren Ort auf dem Herzen?

„Legt Gärten und Äcker an… setzt euch ein für das Wohlergehen der Stadt…“ Gott fordert sein Volk in Jeremia 29 auf, aktiv zum Segen zu werden für die Menschen in Babylon, obwohl es dorthin verschleppt wurde. Wir von der Vineyard Dresden leben zwar freiwillig und gern in unserer Stadt. Nichtsdestotrotz strecken wir uns nach dieser Herzenshaltung aus: Wir träumen von einem neuen Garten der Hoffnung in unserem Viertel, der Kreativität und Lebensfreude ausstrahlt, der ein Segen ist für sein Umfeld und kirchenferne Menschen neugierig macht auf Gott. Allerdings waren unsere Räume dafür ein echtes Hindernis. Sie lagen ziemlich versteckt im zweiten Stock eines Hinterhof-Gebäudes – eher ein Rückzugsort als eine einladende Location mit Außenwirkung. Wir empfanden, dass Jesus uns in neue Räume schickt. 2020 begannen wir mit der Suche nach einem geeigneten Ort. Im Herbst 2021 haben wir dann den Ankerplatz eröffnet, ein Ladenlokal an einer lebhaften Kreuzung mit vielen Fußgängern und mit großen Schaufenstern hin zum breiten Gehweg. Hier laden wir zu einem bunten Strauß von Veranstaltungen ein: Spieleabende, Vorträge, Bastel- und Malnachmittage für Kinder, kleine Kunstausstellungen, Buchlesungen und anderes mehr.

Die meisten dieser Veranstaltungen haben keinen unmittelbaren Glaubensbezug, weil zwar viele Menschen auf der Suche sind, sich aber ungern wildfremden Leuten aus einer ihnen unbekannten Gemeinde öffnen. Zwei Dinge sind uns bei unseren Angeboten wichtig: zum einen, dass wir transparent als Jesus-Nachfolger auftreten. Wir nötigen niemandem Gespräche über Gott auf, aber wir verheimlichen auch nicht, wer wir sind. Zum zweiten, dass sie unsere Werte widerspiegeln und ein Segen für Menschen sind. Das kann bedeuten, dass Einsame an einem Spieleabend Gemeinschaft erleben, oder dass kreative Talente gefördert werden, oder dass in einem Vortrag hilfreiches Wissen vermittelt wird. Wir haben zum Beispiel zwei Schuldenberaterinnen eingeladen, um über klassische Schuldenfallen und ihre Umschiffung zu sprechen, oder einen Meteorologen, der für den Klimawandel sensibilisiert und die Dinge, die jeder im Alltag dagegen tun kann.

 

Diese Form von Segen ist für uns ein Wert an sich. Wenn sich ein Zuhörer des Schuldenvortrags zwar nie in unseren Gottesdienst verirrt, aber vor einer Privatinsolvenz bewahrt wird, hat sich der Vortrag gelohnt. Wir sind überzeugt, dass man diese Herzenshaltung spürt. Veranstaltungen ohne unmittelbaren Glaubensbezug schaffen so eine Möglichkeit, uns als ganz normale (und hoffentlich sympathische) Leute kennenzulernen, für die Menschen keine Bekehrungsobjekte sind. Dadurch wird es viel leichter, zu Angeboten einzuladen, in denen es dann ausdrücklich um Jesus geht.

Das mag soweit recht souverän klingen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass wir noch am Anfang stehen und Vieles ausprobieren müssen. Wir erleben immer mal wieder, dass buchstäblich niemand aus dem Viertel zu einer Veranstaltung kommt. Das ist dann zäh, zumal wir eine ziemlich kleine Vineyard mit überschaubaren Kapazitäten sind. Wir haben fünf Brote und zwei Fische… und wir haben Jesus. Bei allen Anstrengungen sind wir uns sehr bewusst, dass Er der Dreh- und Angelpunkt des Ankerplatzes ist. Ohne Ihn ist es bestenfalls ein nettes Stadtteilprojekt; mit Ihm wird Gottes Reich in unsere Nachbarschaft hereinbrechen.

Und dann gibt es auch immer wieder die Momente, in denen wir einen Geschmack davon erleben dürfen. An einem Spieleabend saßen drei Männern mit uns an einem der Tische: Ein gutbürgerlicher Familienvater, ein junger Hippster und ein Rentner, dem die Brüche in seiner Lebensgeschichte deutlich anzusehen waren. Alle hatten eine richtig gute Zeit und unsere unterschiedlichen Lebenssituationen spielten überhaupt keine Rolle. Einer der drei äußerte am Schluss seine Begeisterung über den Spieleabend und bedauerte, dass er nur einmal im Monat stattfindet. Ein zartes Pflänzchen in diesem neuen Garten der Hoffnung, aber eines, das Mut macht und Lust auf mehr!

Wer mehr wissen will, darf gerne auf www.ankerplatz-pieschen.de vorbeischauen oder bei Christian Zacke unter christian.zacke@ankerplatz-pieschen.de nachfragen!